CREDO


... es ist Mittag in Marbächle

und einer dieser schönen Herbsttage, die ich so liebe; der Himmel hat ein dunkles Blau, die Sonne steht tief und das sattgrüne Gras saugt das Licht des Spätsommers auf.
Ein sanfter Wind läßt die Grashalme vibrieren, ab und zu segelt ein schon herbstlich gefärbtes Blatt vorbei oder stürzen die Apfel unweit von mir mit einem Plopp zu Boden.
Hier auf meinem Lieblingsplatz, einem kleinen Hügel mit Apfel - und Birnbäumen direkt neben meinem Wohnwagen und dem Stall mit den angrenzenden Koppeln fühle ich mich geborgen und frei zugleich.

mein Lieblingsplatz


Meine Hündinnen Zora und Kali liegen neben mir faul in der Sonne. Ihr schwarzes Fell glänzt. Ihr Blick geht gen Wald, der wenige hundert Meter von meinem Lieblingsplatz entfernt beginnt.
Ab und zu taucht dort oder im benachbarten Hof etwas Bewegliches auf, das sie zum Nachspringen reizt. Noch vor wenigen Minuten hat "PEACH", der kleine Schäferhundwelpe meinen Zeh angeknabbert. Auf dem Holztisch, ein paar Meter weiter, liegen ausgebreitet einige meiner Lieblingsbücher; es sind Bildbände mit herrlichen Fotos:


Tiere, Tanzende, Liebende.
Ich kann hinüber schauen zum nächsten Hügel, wo die Pferde ruhig grasen ...
Hier auf meinem Lieblingsplatz versuche ich seit Tagen mit Bild und Wort zu bündeln, "auf den Punkt" zu bringen was mich bewegt, fasziniert, was meine Arbeit hier beinhaltet, was ich teilen und vermitteln möchte ... wie kann ich mich vorstellen ohne all zu viel Darstellung ... und ... was macht den gemeinsamen Nenner von Tanz und Bewegung und dem Umgang mit den Pferden aus ...?
Oberflächlich betrachtet scheinen doch die ersten beiden mit Kunst und Letzteres mit Natur zu tun zu haben ...
Als ich vor ca. 1 ½ Stunden von meinem Pferd steige, die zwei Frauen Antje und Sabine mit den Pferden hinter mir und ich in Antjes gelöstes Gesicht schaue, ist es wieder da: Dieses Gefühl. Worte fallen mir ein ... getragen, losgelassen, überlassen, verbunden, fallen, fallen lassen, dankbar, unbezahlbar. Keine besonderen Worte ... tausendfach benützt, gehört, manchmal belächelt ... aber so faszinierend ist es immer wieder für mich, wie sich diese Worte in solchen Momenten mit Inhalt füllen - ... es ist nicht weniger als pures Glück, was ich dabei empfinde, Glück und Dankbarkeit darüber, daß diese scheuen Tiere mit ruhiger Gelassenheit durch den Wald laufen, daß sie sich mir anvertrauen und ich mich ihnen , meine Schwere vergessen kann, getragen bin in diesem Schaukeln durch den Herbstwald ...
Das fast verschwundene Schaukelpferd vor dem Kaufhaus fällt mir ein, an dem ich als Kind nicht vorbeigehen konnte, ohne die Mutter oder den Vater schnell an der Hand zu fassen und in einer Mischung aus Flehen und Betteln das Eine oder Andere zu überreden, eine Münze in den Metallkasten nebendran zu werfen ... wie herrlich, wenn dann das Schaukeln begann, wie auf einer Welle flog ich davon ... ganz mit mir und der Welt zufrieden, gelöst, dankbar ...
Und im Tanz? ... in der Bewegung? ... dort finde ich etwas Ähnliches: Beim Reiten ist es das Pferd, beim Tanzen die Seele ... auch sie trägt mich, schaukelt mich, läßt mich springen, rennen, innehalten, manchmal läßt sie mich straucheln, stolpern, weinen, verzweifelt sein, aber immer bin ich doch in der Bewegung von ihr geleitet, getragen ... sie ermöglicht mir das Fallenlassen in mein eigenes Selbst ...
Und so stellt sich für mich in der Bewegung ein Ähnliches ein wie in der Begegnung mit und auf dem Pferd:
Gelassenheit, Wachheit, Leichtigkeit, Zuversicht, Dankbarkeit, Freude ... Glück.
Wie oft habe ich schon darüber nachgedacht, was das wohl ist, welche Bedingungen müssen erfüllt sein, um Glück zu erleben....ist es an Menschen gebunden, an Wohlstand, an erreichte Ziele??? ... oder sind es vielmehr unwiederbringliche Augenblicke ... in Verbundenheit ...

... ich habe gefunden, wonach ich gesucht habe ... was ich vermitteln, teilen möchte:

Das Vertrauen in die Ausdruckskraft der Seele durch den Körper in Bewegung und Ruhe und die herrlichen Momente des Sich-Überlassens und Vertrauens im Umgang mit dem Pferd ...
... und finde so den gemeinsamen Nenner ...
gelassen und voller Freude bei aller Traurigkeit des Daseins ...

... komm tanz mit mir ...

 

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